Neun Monate mite – ein kleines Resumé

3 – 2 – 1 – 0 – GoGoGo hieß es für mite am 18. Dezember 2006. 50 Freunde und Bekannte luden wir damals zum Betatest ein: Agenturen aus dem Print-, Online- und Videobereich, freie Webentwickler und -designer sowie Blogger, die sich mit Webapplikationen, Ruby-on-Rails, Usability oder Startups auseinandersetzen.

Neun Monate ist das jetzt her. Und, verdammt, so einiges ist seitdem geschehen. Ein Blick zurück und einer nach vorn nach dem Klick.

Wer nutzt mite?

Als wir in die Konzeptionsphase starteten, hatten wir primär Entwickler und Designer als potenzielle Benutzer im Kopf. Den Nutzen von mite sahen wir vor allem für Personen gegeben, die über den Tag verteilt an mehreren Projekten für unterschiedliche Kunden arbeiten. Personen, für die die Arbeitszeit die maßgebliche Ressource darstellt. Personen, die exakt wissen müssen, wohin ihre Arbeitsstunden fließen, um sie im ersten Schritt exakt abrechnen, im zweiten zukünftig exakter kalkulieren und im dritten ihre Arbeitsabläufe optimieren zu können.

Und genau diese Personengruppe fand auch als erste zu mite – wenig überraschend, da wir das Tool auch genau diesen Leuten schmackhaft machten.

Umso spannender mitzuerleben, wie mite sich in andere Branchen ausbreitete. Heute ist zwar immer noch ein Großteil der Nutzer grob gesagt in der Medienbranche tätig, doch auch Rechtsanwälte, Ärzte, Hoteliers, Immobilienmakler, Reisebüros, Vereine, Universitäten und Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe (Handwerker, Konsumgüterindustrie etc.) nutzen das Tool.

Wieviele Personen nutzen mite?

Für den einen mögen die folgenden Zahlen gering sein, für den nächsten überraschend und für uns ein klarer Erfolg. mite wurde quasi ohne Push-Werbemaßnahmen bekannt. Ein Großteil der Besucher wurde über Blogpostings Dritter oder Empfehlungen in der Offline-Welt auf den Service aufmerksam.

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In den vergangenen neun Monaten (*) wurden insgesamt

  • 3.805 Accounts angelegt und aktiviert, was circa
  • 14 neu angelegten Accounts pro Tag entspricht.
  • 569 Accounts werden von uns als dauerhaft aktiv bewertet (letztes Login nicht älter als 14 Tage && mehr als 10 Zeiteinträge).

Die Anzahl der Benutzer durchbrach am 13. September die 5.000er-Marke:

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(Aktive Benutzer begannen wir erst vor Kurzem zu tracken, daher der späte Ausschlag im Chart.)

In den vergangenen neun Monaten wurden insgesamt

  • 5.008 Benutzer angelegt und aktiviert, was circa
  • 19 neu angelegten Benutzern pro Tag entspricht.
  • 788 Benutzer werden von uns als dauerhaft aktiv bewertet (letztes Login nicht älter als 14 Tage, mehr als 10 Zeiteinträge).

Testweise starteten wir im Januar 2007 eine kurze Adwords-Kampagne mit einem lächerlichen Budget von 50€. Wir waren schlicht neugierig, was geschehen würde. Kurz und knapp: die Kampagne war für die Katz. Der Traffic, der von Google herüberkam, fand in unserer Applikation nicht, was er suchte. Die Besucher klickten sich direkt von der Startseite wieder weg.

Team oder Einzelkämpfer?

Das Gros der Accounts sind 1-Personen-Accounts. Im Schnitt nutzen lediglich 1,23 Personen einen Account gemeinsam. Doch die Anzahl der Nutzer ist ja in keinster Weise beschränkt. Auf den “größten” mite.Account buchen 22 Personen ihre Zeiten.

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Ob die geringe Benutzeranzahl dafür spricht, dass das Tool hauptsächlich von Freiberuflern genutzt wird, können wir mangels Daten nicht mit Bestimmtheit sagen. Es mag auch der Fall sein, dass die Option, weitere Benutzerkonten einzurichten, nicht offensichtlich genug integriert und/oder kommuniziert wird.

Angelegte Accounts vs. dauerhaft aktive Accounts

Relevant ist letztendlich nicht so sehr, wie viele Besuche die Website verzeichnen kann oder wie viele Besucher einen Account erstellen, sondern wie viele Anwender die Applikation tatsächlich aktiv einsetzen. Der folgende Konvertierungstrichter zeigt, wie viele Besucher hängenbleiben – und mite so teils seit Dezember 2006 durchgehend einsetzen.

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Michael McDerment veröffentlichte im August 2006 auf Vitamin einen hervorragenden Artikel zur Konvertierungsthematik. In seinem Beispiel ging er von 5% dauerhaft aktiven Benutzern aus. Mit Veröffentlichung bat er Macher von Webapplikationen, ihm Statistiken zukommen zu lassen, er wolle die gesammelten Zahlen in einem späteren Posting zusammenfassen um eine wirklich vergleichbare Grundlage zu schaffen. Weiß jemand, was daraus geworden ist? Oder kennt vergleichbare Artikel oder sogar wissenschaftliche Studien?

Zurück zu mite: im Schnitt können hier 15% aller aktivierten Accounts und 16% aller aktivierten Benutzer als dauerhaft aktiv eingestuft werden:

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(Aktive Benutzer begannen wir erst vor Kurzem zu tracken, daher der späte Ausschlag im zweiten Chart.)

Wir empfinden diese Zahl trotz dem McDerment-Vergleich als recht gering. Kann mite auf Dauer nicht wirklich überzeugen? Oder sinkt nach einiger Zeit die Motivation, Zeiten zu erfassen, diese leidige Aufgabe immer und immer wieder zu erledigen, so dass letztendlich gar keine Zeit mehr erfasst wird, auch nicht mit einer alternativen Software?

Wie oft wird wird Zeit getrackt?

Ein aktiver Benutzer ruft die Applikation durchschnittlich 3,6 Mal pro Woche auf. Tägliches Zeitenerfassen scheint eher die Ausnahme darzustellen.

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An diesem Beispiel kristallisiert sich schön heraus, wie sehr auch uns diese ganze Zahlenschieberei helfen kann, den Service zu verbessern. Ein nicht-tägliches Zeiterfassen spricht für eine Eingabemaske, die auf Stapelverarbeitung hin optimiert werden sollte. Eine zusätzliche Kalendernavigation, über die sich fix auf vergangene Wochen springen lässt, böte sich beispielsweise zusätzlich an.

Wer berichtet über mite?

Einige Foren, einige Newsletter und einige andere Seiten, aber vor allem Weblogs (Merci!). Die Berichterstattung erfolgte in klar spürbaren Wellen: berichtete ein größeres, reichweitenstärkeres Blog über die Applikation, folgten in den nächsten Tagen verstärkt Hinweise auf kleineren Blogs.

An Spitzentagen (Berichte auf Dr. Web, Spreeblick, Designer in Action und Basic Thinking) zählten unsere Statistiktools (wir nutzen eine Kombination aus Google Analytics und einer eigenen Shado App) über 1.500 eindeutige Besucher, die teils zu pro Tag über 200 neu angelegten Accounts führten.

In den letzten Wochen waren wir wenig aktiv, was sich verständlicherweise sowohl auf die Berichterstattung als auch folglich auf die Besucherzahlen auswirkte. Und trotzdem: die Zahlen stiegen stetig. mite verbreitet sich, so nehmen wir an, zur Zeit vor allem über persönliche Empfehlungen in der Offline-Welt.

  • 220 Links auf bemite.de zählt Technorati momentan.
  • 288 Bookmarks wurden bei del.icio.us angelegt (Haupt-Tags: »zeiterfassung«, »tools«, »web2.0«, »management«) sowie
  • 47 bei Mister Wong.

Und trotzdem: wir müssen die Welt der Blogger und der Netz-Begeisterten verlassen. Hinein in Print-Magazine, auf Konferenzen, in Kooperationen und irgendwann auf den internationalen Markt. Ihr, die ihr jetzt schon dabei seid, und das gerne und überzeugt, werdet das Herz unserer Anwenderschaft bleiben. Doch um weiter zu wachsen, werden wir mainstreamiger werden müssen – nicht direkt von der Applikation her, doch von unserer Außenwirkung und Ausrichtung. Mehr Erklärungs- und Überzeugungsarbeit will geleistet werden, für Webapplikationen im Allgemeinen.

Was wird über mite geschrieben?

Jeder einzelne Hinweis auf die Applikation freut uns, das sowieso. Einige Aussagen erfüllen uns mit Stolz – doch gerade auch die kritischeren werden gewissenhaft von uns gelesen. Wir können daraus nur lernen: Kritik hilft uns, Schwachpunkte des Tools zu identifizieren und so zielgerichteter zu verbessern.

Eine kleine Auswahl:

»Im schönen Web 2.0 Look und mit eindeutiger Benutzerführung weiß die Anwendung auch McKinsey-phobe und laisser-faire Anti-Controller zu überzeugen.« (Dr. Web)
»Ein Kleinod zur Zeiterfassung, das noch Furore machen wird.« (imgriff)
»Der Liebling der Woche (…) wird sich vermutlich zum Dauer-Darling entwickeln, weil er mich mit Sicherheit eine ganze Weile begleiten dürfte. mite, die ultimative Zeiterfassung. Endlich, endlich ein Tool zum Loggen der Arbeitszeiten, das supersimpel in Optik und Anwendung ist und trotzdem keine Wünsche offen lässt.« (novesia dell´arte)
»Was von den MacherInnen versprochen wird, wird zu 100% eingehalten.« (kultpavillion)
»Mite ist extrem Web 2.0, schnell, leicht, sexy und in Farben gehalten, die den Puls so weit unten wie irgend möglich halten.« (Spreeblick)
»Wer als Freelancer oder Agentur ein Tool zur Erfassung und Auswertung von Arbeitszeiten braucht, kann dies mit mite. nun ebenso im Web erledigen. Die Tour zeigt, wie schön und benutzerfreundlich das geht.« (Kapitalismus.de)
»mite. is dope! (…) ///nice/effcient/easy///« (Stalker)

Feedback

Der Löwenanteil des Feedbacks erfolgt nicht an anderen Stellen wie unabhängigen Blogs sondern direkt über den in die Applikation integrierten Feedback-Link. Eure Nachrichten werden wir hier natürlich nicht veröffentlichen, doch möchten wir uns dafür nocheinmal bedanken. Ihr teilt uns unmissverständlich mit, was euch fehlt, welcher Bug nervt, was euch wichtig ist, was drängt und was genial wäre an neuen Features. Ihr seid kreativ. Ihr bietet eure Hilfe an.

Jedes Team arbeitet auf andere Art und Weise – manche Dinge lassen sich weder vorausplanen noch testen. Ihr teilt uns genau diese Dinge direkt (und meist wirklich überaus nett) mit – und das ist fantastisch. Zu jedem Zeitpunkt der Entwicklung stehen wir in direktem Kontakt mit euch. Das bereitet nicht nur eine Menge Freude, sondern hilft uns enorm, Prioritäten festzulegen.

Circa 1.600 Mail-Konversationen mit Anwendern zählt meine Inbox für die vergangenen neun Monate…

Wir hören euch. Und reagieren.

Ihr schlagt ein neues Feature vor oder bringt einen Verbesserungsvorschlag an – und nur zu oft müsst ihr in unseren Antworten lesen, dass wir die Idee zwar prinzipiell klasse finden, dass ihr euch aber bitte gedulden mögt, weiter oben auf unserer ToDo-Liste stünden noch drängendere Dinge. Und genau so ist es.

Wir wollen nicht alle Ideen umsetzen, und wir können nicht alle glücklich machen. An uns ist es, den Überblick zu bewahren, die Vision von mite – ein einfaches, intuitiv zu bedienendes, intelligentes Tools – zu bewahren.

Featurewünsche lassen wir uns prinzipiell einige Zeit durch den Kopf gehen. Wir überprüfen die technische Machbarkeit, überdenken die Auswirkung auf mite im Ganzen sowie eventuelle Featureschleifen. Und setzen letztendlich doch einiges um. Fast alle der für euch sichtbaren Features basieren auf eurem Feedback:

  • Die Stoppuhr,
  • die Möglichkeit, mite über HTTPS zu benutzen,
  • der manuelle XML-Export aller Daten,
  • die Exportmöglichkeit der Reports Richtung CSV und Excel,
  • diverse zusätzliche Filterungsoptionen der Reports,
  • die Sortierfunktionen sowie
  • die Rechteverwaltung.

Was lief gut? Was lief weniger gut? Was wollen wir ändern?

Grundsätzlich sind wir, bestärkt durch euer Feedback, auf dem richtigen Weg. Die Entwicklung geht zwar aufgrund zeitlicher Engpässe etwas schleppend voran, doch das soll und wird sich auch wieder ändern. Sebastian arbeitet momentan festangestellt als Entwickler in Hamburg, ich bin in Berlin an diversen freien Projekten beschäftigt. Tag für Tag zwacken wir uns Zeit für mite ab, doch Vollzeit an etwas arbeiten zu können ist eben doch etwas vollkommen anderes. Doch das Tool ist uns wichtig. 2008 soll sich unsere Zeitaufteilung ändern – doch dazu mehr, wenn es soweit ist, und wir Aussagen ohne Wenn und aber treffen können ;)

Was wir ab sofort ändern wollen, ist, euch genauer und offener mitzuteilen, woran wir arbeiten, und euch nicht mehr bloße Ergebnisse zu präsentieren. Das Blog soll aktiver werden, Überlegungen werden wir nach außen tragen – aber auch Blicke über den mite.Tellerrand werfen. Postings zu unserer Philosophie der Softwareentwicklung, zu technischeren Themen und mehr. Abwarten, wie gut das zeitlich klappen wird, aber bemühen werden wir uns!

Next Steps. Konkret.

Die in diesem Posting zur Diskussion gestellte API wird umgesetzt werden. Sebastian arbeitet bereits an einer ersten Version. Bevor wir die API launchen, werden wir sie in einer geschlossenen Beta testen. Die Entwickler unter euch werden gefragt sein – Feedback zu geben, aber auch Wünsche zu äußern. Gerade anhand der Umsetzung konkreter Anwendungsfälle werden sich sicherlich noch einige Verbesserungspotenziale und frische Ideen ergeben. Wenn es soweit ist, werden wir dies noch einmal mit einem separaten Posting ankündigen.

(* Datenerhebungszeitraum: 18.12.2006 – 13.09.2007)

Julia in In eigener Sache